Die Frage lautet wie so oft: Will ich Teil des Problems oder der Lösung sein? Im Kreis Mettmann ist die Antwort klar: Mit der Beratungsstelle gegen Alltagsrassismus, die seit 2021 von Trägern der Wohlfahrtspflege gemeinsam betrieben wird (finanziert und gefördert vom Kreis Mettmann), wird Betroffenen von Alltagsrassismus Beratung und Unterstützung angeboten – und in der Gesellschaft durch Workshops und Veranstaltungen zu rassismuskritischen Ansätzen aufgeklärt. Der nun veröffentlichte Jahresbericht für das Jahr 2024 zeigt eindringlich die Relevanz dieser Arbeit.
Im Jahr 2024 führte die Beratungsstelle gegen Alltagsrassismus insgesamt 93 individuelle Beratungen durch – ein großer Anstieg im Vergleich zu 2023, als 44 individuelle Beratungen verzeichnet wurden. „Uns wird in den Beratungsgesprächen von einer steigenden Enthemmung bei den Täter*innen berichtet, die Qualität der Fälle wird zunehmend verrohter“, berichtet Julia Kioltyka von der Beratungsstelle gegen Alltagsrassismus.
26% der Beratungsfälle betrafen rassistische Diskriminierung im Bereich öffentlicher Institutionen, was einen zentralen Fokus der Beratungsarbeit bildete. Ebenso zeigte sich ein hoher Beratungsbedarf im Bereich Wohnen mit 22% der vorgebrachten Fälle. 16% der Ratsuchenden berichteten von rassistischer Diskriminierung im Alltag. 2% der Beratungen wurden durch Fälle von Gewalt verursacht. Rassistische Diskriminierung im Bildungsbereich trat in 19% der Beratungsfälle auf, während 15% der Beratungen arbeitsbezogene Diskriminierung thematisierte. „Wir beraten vertraulich, kostenlos und mehrsprachig – viele Menschen wissen nicht, was ihre Rechte sind. Wir klären auf, vermitteln bei Bedarf weitere Hilfen und machen Fälle auf Wunsch der Betroffenen auch öffentlich“, beschreibt Robert Goroyan seine Arbeit.
Im Jahr 2024 wurden außerdem 19 Präventionsveranstaltungen in diversen Formaten durch die Beratungsstelle gegen Alltagsrassismus durchgeführt. Aufgrund der positiven Resonanz ist geplant diese Formate im Kreis Mettmann weiter auszuweiten. „Unser Auftrag ist es, in den Köpfen und Institutionen für das Thema Alltagsrassismus zu sensibilisieren“, beschreibt Kira Waschk ihre Arbeit. „Und die steigenden Beratungszahlen gebieten nachhaltige und beständige Präventionsarbeit.“
Positiv hebt die Beratungsstelle gegen Alltagsrassismus das Engagement und rassismuskritische Bewusstsein in ihrem Netzwerk hervor: „Wir haben über die Jahre eine starke Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Akteur*innen aufgebaut, mit denen wir im regelmäßigen Austausch sind. Über unsere Netzwerkpartner*innen konnten Menschen, die Rassismus erfahren haben, erfolgreich an unsere Beratungsstelle vermittelt werden. Zugleich unterstützen wir unsere Partner*innen mit Sensibilisierungsworkshops bei der nachhaltigen Umsetzung von rassismuskritischen Strukturen“, so Goroyan. Der Wirkungsgrad der Beratungsstelle hat bereits über den Kreis Mettmann hinaus positive Resonanz hervorgerufen, was sich in vielfältigen Kooperationsanfragen von interessierten Organisationen außerhalb des Kreises geäußert hat. Insgesamt zeigt die Zusammenarbeit mit dem Kreis Mettmann, dass es viele Initiativen gibt, die sich für Vielfalt einsetzen. Die kreisweite Vernetzung von kommunalem Engagement gilt es weiter zu stärken, um antirassistische Haltungen sichtbar zu machen, meint das Team der Beratungsstelle gegen Alltagsrassismus.
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